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Du befindest dich in der Kategorie: Gedanken bekannter Verfasser Teil 2 Sonntag, 08. Mai 2011
Jeder wünscht sich...
Jeder wünscht sich ein langes Leben, seine Kisten voller Geld, Wiesen, Wälder, Äcker, Reben, Klugheit, Schönheit, Ruhm der Welt, doch wenn alles würde wahr was man wünscht zum Neuen Jahr, dann erst wär es um die Welt, glaubt es, jämmerlich bestellt.
Lebten alle tausend Jahre, was gewönnen wir dabei? Kahle Köpfe, graue Haare und das ewige Einerlei! Im erschrecklichen Gedränge ungeheurer Menschenmenge würden Stadt und Dorf zu enge und die ganze Welt zu klein. Niemand könnte etwas erben, denn es würde keiner sterben; und wer möchte Doktor sein?
Wäre jedermann so reich, als wohl jeder wünscht zu werden; Nun, dann würden wir auf Erden uns, in Sorgen, alle gleich. Da niemand des anderen Bürde künftig auf sich laden würde, müßte jeglicher allein sein höchsteigener Diener sein; selber seine Strümpfe stricken, möchte er nicht gern barfuß gehen, selber Rock und Hosen flicken möchte er nicht wie Adam stehen; müßte kochen, braten, backen, liebte er gesunde Kost. Wäre er kein Freund vom Frost, müßte er selber Holz sich hacken.
Ständen alle ohne Mängel wir hienieden schon, als Engel, o wie wäre es böse Zeit, für die liebe Geistlichkeit! Wer denn könnte Pfarrer werden in dem Himmel hier auf Erden, wenn der Laie besser wäre als die Predigt, die er hört? Nur wo nötig ist die Lehre und sonst nirgend, hat sie Wert. Advokaten gingen müßig Richter wären überflüßig und Dragoner und Husaren wären überflüßige Waren Ach, in diesem Weltgetümmel wüchse wieder neue Not, denn es brächte unser Himmel manchen braven Mann ums Brot.
Wären alle Mädchen schön, und von außen und von innen und vom Wirbel bis zum Zehn zauberische Huldgöttinnen; zu alltäglich, zu gemein würden schöne Mädchen sein; niemand würde auf sie blicken. Wäre alles Diamant, was jetzt Kiesel ist und Sand, niemand möchte sich drum bücken.
Jeder wünscht zum Neuen Jahr. Aber würde alles wahr, dann erst wär`es um die Welt, glaubt es, jämmerlich bestellt ! Wollet ihr die Welt verbessern, fange jeder bei sich an, denn der Mittelpunkt der grösern Welt ist jeglichem sein ich. Dieses ich wirft seine Strahlen, einer inneren Sonne gleich, durch des Lebens weites Reich. Wie es selber ist, so malen sich die Dinge klein und groß, prächtig oder farbenlos! heinrich zschokke (1771-1848)
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